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Was wollen Frauen wirklich?
Und warum du diese Frage nie so stellen solltest
Stellen wir eins gleich am Anfang klar: Ich bin nicht „Frauen“. Ich bin auch nicht eine „der Frauen“ oder eine von „Was wollt ihr denn?!“. Wir halten keine geheimen Meetings ab und einigen uns dabei kollektiv auf die Dos und Don'ts unserer Präferenzen. Dennoch haben wir alle einige Gemeinsamkeiten, ganz unabhängig vom Geschlecht.
Frauen wollen Respekt
„Na, Schnecke.“
„Mäuschen.“
„Gar nicht schlecht. Für eine Frau.“
„Wenn du dich auch so anziehst…“
Viele Frauen kennen es zur Genüge: Respektiert und ernst genommen zu werden, sind keine Selbstverständlichkeiten. An Kritik, Ignoranz und Abwertung mangelt es hingegen nicht. Selbst gestandene Frauen, die sich und ihre Kompetenz wieder und wieder bewiesen haben, werden nur allzu gerne auf Äußerlichkeiten und Beziehungsstatus reduziert, anstatt auf Augenhöhe angesprochen.
Ein wirklich respektvoller Umgang ist so selten, dass er im ersten Moment geradezu verstörend und als Masche wirken kann. Dennoch ist er genau das, was viele wollen und dringend brauchen.
Frauen wollen gehört werden – beim ersten Mal
Vom heutigen Tag erzählen, von einem Problem berichten, einen Konflikt schildern UND dabei auf ein offenes Ohr stoßen – das hat traurigerweise Seltenheitswert. Wirkliches Zuhören sucht frau oftmals vergebens. Bekommt dafür aber blinden Aktionismus und ungebetene Ratschläge als heroische Taten und Hilfsbereitschaft präsentiert. Gerne gegen ihren ausdrücklichen Willen.
Stellt sich Frust ein, weil niemand zuhört und Wünsche überhört werden oder das Gefühl aufkommt, anderen gleichgültig zu sein – dann, ja, dann ist das mal wieder typisch Frau und einfach zu sensibel. Doch das Bedürfnis wahrgenommen, gehört und angenommen zu werden, ist elementar. Es verschwindet nicht, wenn jemand Aufmerksamkeit vorgaukelt und währenddessen fernsieht oder nur darauf wartet, vermeintlich „schlaue“ Tipps zum Besten zu geben. (Hinter denen sich doch nur wieder die Quintessenz von „Ich hab dein Problem und dein Bedürfnis zwar nicht verstanden, aber ich weiß es besser.“ verbirgt.)
Einfühlsames Zuhören mit ehrlichem Interesse ist ein wohltuender Luxus, obwohl es eine Selbstverständlichkeit sein sollte.
Frauen wollen authentische Rückenstärker
Rückenhalt, Aufmunterungen, Verständnis, Lob, Ansporn, individuelle Motivation und das Gefühl, jemand glaubt an mich – wer will das nicht? Oftmals fällt das Fehlen von Zuspruch und Unterstützung erst dann auf, wenn es plötzlich und aus unerwarteter Quelle kommt. Wenn klar wird, dass alle im eigenen Umkreis mit Ignoranz, Kritik und Abwertung schnell und ausführlich zur Stelle sind, aber bei der Anerkennung ein knappes und unspezifisches „gut“ das Höchste der Gefühle ist.
Aufrichtige Komplimente, das Hervorheben von Leistungen und individuellen Eigenschaften geben Kraft. Sie stärken den Selbstwert und verhelfen dabei, zu neuen Höhen aufzubrechen.
Frauen wollen Freiheit und Sicherheit
Die Freiheit, ganz frau selbst zu sein, ist das eine. Die Sicherheit nicht trotzdem, sondern genau deswegen anerkannt oder sogar geliebt zu werden, ist das andere.
Ob wir es uns eingestehen wollen oder nicht, ob es uns überhaupt bewusst ist oder längst zur Normalität geworden ist: Wenn wir in unsere Alltagsrollen schlüpfen, ungesunde Beziehungen verzweifelt aufrechterhalten wollen oder aus Angst – wir verlernen viel zu oft, wir selbst zu sein. Wünsche und Sehnsüchte offen und ehrlich auszusprechen, trauen sich viele nicht einmal. Aus Angst, auf Ablehnung zu stoßen oder belächelt zu werden.
Frauen wollen Freiheit und Sicherheit zugleich. Und obwohl das wie ein Widerspruch klingt, ist es etwas, wonach sich jeder sehnt. Gleichzeitig ist es eine Atmosphäre, in der wir wachsen können. Diese Atmosphäre zu schaffen, kommt einer Wunscherfüllung gleich und übt einen nahezu magischen Reiz aus.
Frauen wollen Empathie
Sich wirklich verstanden und angenommen zu fühlen, setzt einen empathischen Gesprächspartner voraus. Jemand, der sich die Mühe macht und sich die Zeit nimmt, Gedanken, Wünsche und Gefühle nachzuvollziehen. Leere Floskeln und abgedroschene Plattitüden sind dabei vollkommen fehl am Platz.
Ein wahrhaft offenes Gespräch und das Streben nach Verständnis – dafür fehlen oft Zeit und Gelegenheit. Oder zumindest der Wille des Gesprächspartners.
Wer einer Frau den Luxus gönnt, vollkommen für sie da zu sein, sich in sie hineinzufühlen, zuhört und nachfragt, anstatt zu verurteilen, der sorgt damit für die Befriedigung einer allgegenwärtigen Sehnsucht.
Frauen wollen Leichtigkeit
Die Anforderungen des Alltags können zu einem Gefängnis werden. Zwischen Terminen und Verantwortung bleiben Leichtigkeit, Spaß und Freiheit auf der Strecke. Dabei muss es sich nicht einmal um spontane Luxusausflüge oder große Unternehmungen handeln. Oftmals gehen selbst die kleinen Momente verloren, die Kraft geben und uns wirklich entspannen lassen. Diese Augenblicke, die selbst nach Jahren noch geliebte Erinnerungen sind und uns zum Lächeln bringen.
Hin und wieder die Anforderungen und Verantwortung wie Ballast abwerfen zu können, ermöglicht neue Höhenflüge. Wer diese Leichtigkeit zu kreieren vermag, wird zum Partner in Crime. Er hat bereits einen (vielleicht sogar ungeahnten) Wunsch erfüllt und wird eine neue Seite der Frau erleben, die auf Abenteuer aus ist, sich fallen lassen oder entspannte Ruhe genießen will.
Frauen wollen begehrt werden
Begehrt, nicht belästigt! Das ist der bedeutende Unterschied. Bewunderung, authentische Komplimente und Sinnlichkeit sind etwas vollkommen anderes als unerwünschte Aufdringlichkeit und plumpe Anmachen. Von Letzterem bekommen die meisten Frauen auch so schon mehr als genug. Ersteres wird selbst in anderweitig glücklichen Beziehungen mit der Zeit zur Mangelware.
Immer wieder als selbstverständlich angesehen zu werden oder regelrecht unsichtbar zu sein, erfordert seinen täglichen Tribut. Geachtet, respektiert und begehrt zu werden, lädt die Batterien auf, die sich im Alltag nur allzu oft leeren. Eine verbale Liebkosung, eine Berührung und echte Anerkennung sind neben Sinnlichkeit und Begehren scheinbare Kleinigkeiten mit großer Auswirkung.
Frauen wollen Sicherheit
Vor einer Weile las ich einen Spruch: „Männer haben Angst davor, dass ihr Date sie auslacht. Frauen haben Angst davor, dass ihr Date sie vergewaltigt und umbringt.“
So dramatisch es klingt, so wahr ist diese Aussage.
Vertrauen aufzubauen und sich fallen lassen zu können, hat Seltenheitswert. Es geht immer mit der Angst im Hinterkopf einher, an den Falschen zu geraten. Verständnis dafür aufzubringen, Geduld zu bewahren und ohne Druck Vertrauen entstehen zu lassen, ist eine vergessene Kunst und genau aus diesem Grund ein wertvoller Schatz.
Frauen wollen vor allem eins: Individuen sein
DIE Frauen gibt es einfach nicht. Es gibt nur DIE Frau, die gerade vor dir steht. Eine einzigartige Persönlichkeit mit Wünschen, Sehnsüchten, Ansichten und Erfahrungen. Ein Mensch, der nicht mit anderen über einen Kamm geschoren werden möchte. Zu dem es keine Bedienungsanleitung gibt, außer, wie ein Individuum behandelt zu werden.
Wer es schafft, Klischees, Vorurteile und Verallgemeinerungen hinter sich zu lassen, setzt sich ab und gewinnt an Vorteilen. Denn er verlässt das Schubladendenken. Die Freiheit der Neugier bringt überraschende Entdeckungen und Erkenntnisse mit sich. Darunter das Vergnügen, jemanden ohne Vorbehalte kennenzulernen und neue Einsichten zu gewinnen.
Schulter zum Anlehnen oder Partner auf Augenhöhe?
Ein Mann, der die Führung übernimmt, die starke Schulter zum Anlehnen, ein Partner auf Augenhöhe oder ein Bewunderer, der Wünsche von den Augen abliest? Was soll es sein? Einfühlsam und zurückhaltend oder klassisch maskulin?
Ebenso wie die Vorlieben bei der Optik ist das zum Teil eine Frage des persönlichen Geschmacks. Aber auch die Laune spielt hinein. Davon abgesehen schließt das eine das andere nicht aus. Respekt, sich auf Augenhöhe begegnen und dennoch gelegentlich die Führung zu übernehmen oder die starke Schulter zu sein, ist Teil einer wohltuenden Dynamik. Anstatt automatisch davon auszugehen, dass immer Stärke gefragt ist, sind Einfühlungsvermögen und Anpassungsfähigkeit ausschlaggebend.
Gerade diese Herausforderung führt oftmals zu Spannungen und Konflikten. Doch Frauen ändern nicht ständig ihre Meinung oder wissen nicht, was sie wollen. Sie wollen und brauchen situationsbedingt andere Dinge. Der nächste Punkt sollte daher nicht als Überraschung kommen, und dennoch wird er nur allzu oft vernachlässigt.
Eigentlich ist es ganz einfach
Du willst, wissen, was eine Frau wirklich will? Frag sie! Denn nur sie kennt die Antwort darauf. Wonach steht ihr jetzt gerade der Sinn? Was sind ihre Wünsche, Träume und Sehnsüchte?
Ehrliches Interesse ist zur erfrischenden Abwechslung geworden. Wirkliches Kennenlernen hat einen besonderen Reiz. Anstatt davon auszugehen, dass Du eine Frau mit pseudo-hellseherischen Fähigkeiten beeindrucken kannst, finde heraus, was sie bewegt.
Spar Dir zudem den Fauxpas, ihre Wünsche angeblich besser zu kennen als sie selbst. Während gute Zuhörer sehr schnell einen positiven Eindruck hinterlassen und eine nahezu aphrodisierende Wirkung haben, sind belehrende Auftritte, Besserwisserei und Druck Mittel zur sicheren Abschreckung.
Autorin Jessika Mueller