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Warum es an der Zeit ist, dich kennenzulernen
Vorteile und Tipps zur Selbstfindung
Immer wieder ziehen Menschen los, um sich zu finden. Oder erwarten von Partnern, sie besser zu kennen als sie sich selbst. Zwischen Schule, Karriere, Partnerschaft, Familie, Freunden und eigenem Image geht so mancher verloren. Dich selbst kennenzulernen ist unerlässlich für Glück, gesunde Beziehungen und anhaltende Zufriedenheit. Dennoch scheuen viele davor zurück, ihre eigene Bekanntschaft zu machen. Und leiden unter den Konsequenzen.
Du hast nichts zu verlieren und vieles zu gewinnen
Wer bin ich eigentlich? Mache ich etwas aus Überzeugung oder weil man das eben so macht? Warum gerate ich immer wieder an die falschen Männer? Sabotiere ich Beziehungen? Bin ich zufrieden?
Einmal zu hinterfragen und über das eigene Leben zu sinnieren allein reicht nicht aus. Sich selbst zu finden ist eine Mammutaufgabe, vor der viele zurückschrecken. Doch auch wenn es zunächst nach viel Aufwand klingt und sogar beängstigend erscheinen kann, lohnt sich die Suche in jeder Hinsicht.
Freundschaften, Partnerwahl, Resilienz, Selbstbewusstsein und sogar die Karriere profitieren davon, wenn du dich selbst besser kennst als alle anderen und du dich der neuen Wellness widmest.
Ein Date mit dir
Freunde treffen, Essen mit der Familie, Meetings, Verein, Fitness-Studio, ein Termin hier, ein Gespräch da – so wichtig und richtig ein gesundes Sozialleben und gemeinsame Unternehmungen sind, so wichtig ist es, eine Balance zu finden. Viele Menschen arbeiten aktiv daran, so selten wie möglich allein zu sein.
Ein schwerer Fehler. Denn möchtest du dich kennenlernen, behandle dich wie andere Menschen, die du kennenlernen möchtest: Verbring Zeit mit dir! Im ersten Moment mag es albern klingen, ein Date mit dir selbst zu haben. Doch es ist unerlässlich für die Selbstfindung.
Die Zeit allein sollte allerdings nicht mit den üblichen Ablenkungen gefüllt werden. Anstelle von Filmen, Musik und dem vollständigen Abschalten der eigenen Gedanken sind genau sie es, um die es bei der Verabredung mit dir geht. Nimm dir den Raum, um zu reflektieren und zu hinterfragen. Leg dafür einen Termin pro Woche fest. Stunden, die nur dir gehören, fernab von Stress und Verpflichtungen.
Das Leben unter der Lupe
Sich selbst besser kennenzulernen, beginnt mit den richtigen Fragen.
Wofür brennst du mit Leidenschaft?
Wonach sehnst du dich?
Was frustriert dich immer wieder und warum?
Was sind deine Träume, Ziele und Wünsche?
Was ist DIR wirklich wichtig und was ist nur wichtig, weil andere Wert darauflegen?
Du wirst überrascht sein, wie leicht manche Antworten kommen und wie schwer andere sind. Sei offen und ehrlich zu dir selbst. Du musst niemandem Rede und Antwort stehen. Du musst nicht zensieren. Vielleicht ist die eine oder andere Erkenntnis schmerzhaft. Aber sie ist in jedem Fall hilfreich.
Schreib deine Gedanken auf. Notier so viele Fragen wie möglich. Warum bist du in einer Beziehung? Warum liebst du die Menschen in deinem Leben? Warum machst du nicht das, was du eigentlich machen willst?
Je genauer du nachforschst, desto besser und schneller lernst du nicht nur bisher unbemerkte Seiten an dir kennen. Du wirst dich ebenso an Seiten und Wünsche erinnern, die zwischen Alltag und Verpflichtungen in Vergessenheit geraten sind und eine Wiederbelebung wert sind.
Finde deine Komfortzone...
Tag für Tag erledigen wir Aufgaben, stellen uns Pflichten und zwingen uns zu Aktivitäten.
In einigen Fällen gibt es dafür gute Gründe. Nicht jeder wird zum Fitness-Aficionado. Das ändert nichts an der Tatsache, dass Sport ein wichtiges Element für ein gesundes Leben ist.
Andere solltest du hingegen gründlich überdenken. Bieten sie dir einen Mehrwert? Hast du dabei Spaß, tust damit lieben Menschen einen Gefallen, hältst dich an ein Versprechen? Oder quälst du dich dazu, weil alle anderen es machen und entzieht es dir lediglich Energie?
Überprüf deine Motivation. Im Alltagstrott bleibt dafür häufig weder Zeit noch Energie. Regelmäßig eine Bestandsaufnahme zu machen kann nicht nur deine Aufgaben ändern. Es kann deine Einstellung ändern und damit die Belastung reduzieren.
Gingst du bisher davon aus, dass du aufopferungsvoll etwas für andere machst und dafür nicht den passenden Dank erhältst? Schau genau hin. Oftmals machen wir etwas, um das andere gar nicht gebeten haben. Wir machen es, weil wir uns davon etwas versprechen oder Spaß daran haben. Erkennst du deinen eigenen Antrieb an, wird der Umgang damit leichter. Ganz im Gegenteil kannst du ebenso erkennen, dass du Mühe betreibst, die sich nicht lohnt.
Das Hinterfragen ermöglicht es dir überhaupt erst, deine wirkliche Komfortzone zu finden. Anstatt dem immergleichen Trott, mit dem du dich abgefunden hast und aus dem du nicht ausbrechen kannst zu folgen, kannst du dich neu einrichten. Leg Wert auf das, was dir wichtig ist. Streich so viel von dem Rest wie möglich.
…und verlasse die Komfortzone hin und wieder
„Ich würde nie so reagieren!“
„Mir könnte das nicht passieren!“
„Wenn ich in der Situation wäre…!“
Kennst du diese Aussagen? Hast du sie selbst schon ausgesprochen? Oder zumindest gedacht?
Wann warst du zuletzt von dir überrascht oder schockiert? Wann hast du zum letzten Mal bemerkt, dass sich dein Geschmack geändert hat oder deine Meinung nicht mehr passt? Wie lange ist die letzte neue Erkenntnis über dich her?
„Wer immer nur macht, was er schon kann, bleibt auch immer nur das, was er schon ist.“ Das Zitat von Henry Ford zeigt dir einen Teil des Problems.
Ja, wir können uns einreden, dass wir in schwierigen Situationen heldenhaft reagieren würden. Dass wir etwas mögen oder auch nicht. Solange wir nicht in den Situationen sind, Vorurteile über Bord werfen und immer wieder unsere Horizonte erweitern, wissen wir es schlicht nicht. Das wahre Wissen über uns fehlt und stattdessen bleiben fremde Meinungen und falsche Einschätzungen.
Wenn du dich wirklich kennenlernen möchtest: Erleb außergewöhnliche Abenteuer! Fahr einen Panzer. Geh zum Indoor-Skydiving. Begib dich auf eine kulinarische Reise von Äthiopien bis Queensland. Teste einen neuen Stil. Du musst weder dein Leben umkrempeln noch drei Monate durch die Anden hiken, um eine neue Vorliebe zu finden oder eine Grenze zu entdecken. Es braucht keine Extreme, um dich selbst besser kennenzulernen.
Es braucht neue Erfahrungen
Stellst du dabei fest, dass dir etwas auch nach dem dritten Versuch nicht liegt oder, dass du an keinen Gefallen findest – betrachte es nicht als verschwendete Mühe. Du wirst bei jedem neuen Versuch etwas über dich lernen. Vielleicht entdeckst du eine Grenze. Vielleicht fällt eine deiner bisherigen Grenzen weg.
Das Ziel der neuen Erfahrungen ist es nicht, alle bisherigen Vorlieben und deinen bisherigen Glauben über den Haufen zu werfen und gegen etwas Neues einzutauschen.
Feedback ohne Verurteilung
Wie wir uns selbst sehen und wie andere uns sehen, sind nicht nur zwei sehr verschiedene Paar Schuhe. Die unterschiedlichen Perspektiven gehören noch nicht einmal der gleichen Kategorie an.
Aus eben diesem Grund können die Sicht und das Feedback anderer hilfreich sein. Der andere Blickwinkel und die vollkommen neuen Interpretationen deines Handelns sind manchmal überraschend oder gar schockierend. Sie zeigen dir aber ebenfalls Seiten auf. Seiten, die du unmöglich selbst sehen kannst.
Durch das Einholen von Feedback siehst du dich selbst für einen Moment durch andere Augen. Baue es vorsichtig in deine Selbstfindung ein. Mach dich nicht davon abhängig. Hör dir jeweils nur so viel davon an, wie du vertragen und verarbeiten kannst. Nur dann ist es ein nützliches Werkzeug auf dem Weg zu dir.
Reflektieren ist eine vergessene Kunst
Wenn Menschen erwachsen und älter werden, gibt es einen bedeutenden Unterschied. Dieser liegt nicht darin, ob sie heiraten oder Single bleiben. Beruflich erfolgreich sind oder größeren Wert auf ihre Freizeit legen. Auch der Nachwuchs spielt keine ausschlaggebende Rolle.
Der bedeutendste Unterschied liegt in der Selbstreflexion.
Manche Menschen regen sich Jahre oder gar jahrzehntelang über ihre Eltern, Freunde oder Feinde auf und bemerken dabei nicht, dass sie selbst zu ihnen werden.
Nehmen wir Franziska als ein Beispiel. Schon in ihrer Jugend gab es für sie nichts Schlimmeres als ihre Mutter, die übergriffig ist, nicht die geringste und konstruktivste Kritik verträgt, ungebetene Ratschläge gibt und ihre schlechte Laune immer an den Falschen auslässt.
Nun ist Franziska selbst übergriffig und respektlos. Sie gibt liebend gerne ungebetene Ratschläge und sieht sich als Opfer, wenn diese nicht angenommen und nach ihren Wünschen umgesetzt werden. Dadurch reagiert sie aggressiv. Darauf hinweisen darf sie jedoch niemand. Denn Franziska verträgt keine Kritik.
Fehler bei anderen zu sehen, ist einfach. Sie bei sich selbst zu erkennen und das eigene Verhalten zu reflektieren, kostet eine gehörige Portion Ehrlichkeit und Mut. Das eigene Verhalten zu hinterfragen, mag schwerfallen. Sich dieser Aufgabe gar nicht zu stellen, ist für viele bequem. Sie werden damit aber zu ihren Eltern. Zu den Freunden, an denen sie immer etwas auszusetzen haben oder zu den Feinden, die sich unmöglich aufführen.
Ein ehrlicher Blick in den Spiegel kann zunächst ängstigen und entmutigen. In Wirklichkeit ist er das Sprungbrett in die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und eine Kunst, die viele lange vergessen haben.
Individuelle Wege zu gehen, erfordert Mut
Alte und verinnerlichte Vorstellungen abzuwerfen, ist schwierig. Eine detaillierte und ehrliche Bestandsaufnahme des eigenen Lebens zu erstellen, ist eine Herausforderung. Zu sagen: „Ich habe meine Meinung geändert. Früher habe ich mich geirrt, jetzt weiß ich es besser.“, kann regelrecht schmerzhaft sein.
Vom allgemeinen Trend abzuweichen, kostet nicht nur Überwindung. Sobald du etwas anders machst als andere, anders denkst und dabei auch noch glücklich bist, wirst du anfänglich Neider und Kritiker anziehen.
Mit dem Schwarm zu schwimmen und weder sich selbst noch andere infrage zu stellen, ist durchaus einfach. Aber es ist auf Dauer auch frustrierend, wenn du in deinem Inneren weißt: Mit einem individuellen Weg wärst du glücklicher. Wenn du dich eingesperrt und ausgelaugt fühlst, während deine Leidenschaften keinen Platz in deinem Leben bekommen.
Sei einmal mutig und genieße die Folgen davon. Genieße dein Glück, deine Momente und deine individuellen Erfolge.
Vorteile der Selbstfindung – warum es sich auf allen Ebenen lohnt, dich besser kennenzulernen
Du bist ständig genervt, und findest keinen Ausweg?
Du hoffst darauf, dass andere deine Gedanken lesen und deine Wünsche erfüllen – nur weißt du selbst nicht so genau, wie die Wünsche aussehen?
Blickst du auf dein Leben zurück und hast das Gefühl, keinen Schritt vorangekommen zu sein?
Dich selbst besser kennenzulernen, baut diese Probleme nach für nach ab. Du benötigst dafür kein umfassendes und teures Programm. Keine pauschale Formel, die dich in x Wochen zur inneren Erleuchtung führt. Die Grundregeln in diesem Text reichen vollkommen aus, damit du deine Reise beginnst und den Menschen kennenlernst, der dich niemals verlassen wird.
Du willst lieber greifbare Vorteile?
- Du wirst zum Bestimmer: Hast du manchmal die Nase voll davon, dass andere dir sagen, was du zu mögen hast. Weil sie dich angeblich besser kennen als du selbst? Je besser du dich kennst, desto geringer wird die Chance anderer, dir etwas vorzuschreiben oder anzudichten.
- Deine Grenzen sitzen: Wenn wir Grenzen setzen und uns dieser sicher sind, hat keiner die Gelegenheit, sie mit Füßen zu treten. Mach dir bewusst, was du willst – oder auch nicht – und warum. Schon trittst du mit voller Überzeugung für deine Regeln ein.
- Dein Mut wächst: Du hast etwas gelernt und dadurch deine Meinung geändert? Die Welt ist dennoch nicht untergegangen? Dein Mut wächst. Du hast etwas Neues ausprobiert und festgestellt, dass du dir mehr zutrauen kannst? Dein Mut wächst. Selbstfindung bringt Zufriedenheit und Selbstbewusstsein mit sich.
- Das Verständnis für die Reaktionen anderer auf dich nimmt zu: Selbstreflektion, neue Erfahrungen und das Feedback anderer helfen dir dabei, dein Außenbild zu verstehen.
- Du schätzt dich besser ein: Hast du dich überschätzt und bist damit auf die Nase gefallen? Unterschätzt du dich ständig und traust dir kaum etwas zu? Dich selbst besser zu kennen, ändert das.
- Du hast eine Chance auf wirkliches Glück: Hochzeit, Haus, Kinder, Karriere – es gibt einen Grund, aus dem sich viele in diesem Leben gefangen fühlen. Weil sie sich darüber vergessen und die falschen Prioritäten setzen. Individuelle Wege sind nicht frei von Stolpersteinen, Enttäuschungen und Rückschlägen. Aber sie führen immer zum besseren Ziel.
Sich selbst besser kennenzulernen ist eine lebenslange Reise
Fragen stellen, Vorlieben und Abneigungen überprüfen, Neues kennenlernen und reflektieren sind keine Liste, die du abhaken kannst und im Anschluss fertig bist. Sie sind eine Einstellung und lebenslange Begleiter, die dich wie ein Navigationssystem auf dem richtigen Weg halten. Oder zumindest darauf zurückbringen.
Autorin Jessika Mueller