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Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage?
Von den ersten Märchen unserer Kindheit an wird uns vermittelt, dass sich Menschen finden, Liebe auf den ersten Blick zuschlägt und Paare einmal zusammengekommen für immer halten. Die Realität sieht anders aus und viele lernen das auf die harte Tour. Obwohl wir es besser wissen müssten, verlässt sich ein großer Teil noch immer darauf, dass dieses Märchen stimmt. Mit teils fatalem Ausgang. Dabei könnte es so einfach sein, glückliche Beziehung zu pflegen und zu erhalten – wir müssen dafür nur die Märchenwelt verlassen.
Die Lügen des Anfangs und warum wir mit ihnen aufhören müssen
Anna ist eine gestandene Frau. Dennoch gaukelt sie Paul vor, dass sie die gleichen Lieblingsfilme hat, auf Fußball steht und seinen Musikgeschmack teilt. Romantische Gesten? Ach, so eine ist sie nicht. Darauf kann sie gut verzichten.
Sie angelt sich damit zwar Paul, doch das unzufriedene Ende der Beziehung ist schon am Anfang in Aussicht.
Wozu die Flunkerei, die so viele Menschen betreiben? Weil wir gemocht werden wollen. Weil wir uns einreden, dass die vermeintlichen Kleinigkeiten keine Rolle spielen, wenn die Chemie stimmt.
Sich von der besten Seite zu zeigen ist weder verwerflich noch schädlich. Gemeinsamkeiten vorzutäuschen, führt allerdings auf direktem Weg in Frust und Misere. Denn es sind diese Kleinigkeiten, die eher früher als später darüber entscheiden, wie gut Partner zueinander passen. Das Hormon-High des Anfangs währt nicht ewig. Wirkliche Geistesverwandtschaft bleibt hingegen bestehen. Natürlich bedeutet das nicht, dass wir ausschließlich die gleichen Dinge mögen und ablehnen dürfen oder auch nur sollten. Von Beginn an zu den Unterschieden, den eigenen Wünschen und Werten zu stehen ist wichtig. Nur durch diese Ehrlichkeit und Offenheit wissen wir, worauf wir uns einlassen und spielen selbst mit offenen Karten. Wir schaffen dadurch die beste Basis für eine langfristig glückliche Beziehung und nicht zuletzt dafür, absehbare Katastrophen und Enttäuschungen zu verhindern.
Warum liebe ich dich?
Liebe auf den ersten Blick ist ein Mythos und vermeintlich tiefe Liebe ohne Grund ein Warnzeichen. Wahre und andauernde Liebe und Verbundenheit ist begründbar. Auch wenn das im ersten Moment wenig romantisch und magisch klingt, ist es ein Schlüsselfaktor glücklicher Beziehungen.
Warum liebe ich die Person an meiner Seite?
Bringt sie mich zum Lachen? Akzeptiert mich, wie ich bin? Bietet mir Freiheit und Sicherheit zugleich? Fühle ich mich geborgen? Genieße die Gespräche? Freue ich mich auf die Zeit zu zweit? Möchte und kann ich meine Erfolge und Ängste teilen?
Das Reflektieren über die Gründe bewirkt gleich mehrere Dinge. Das Bewusstsein wächst. Der Blick auf die positiven Seiten erhöht die Wertschätzung. Oder zeigt auf, dass etwas fehlt. Wir lernen dabei ebenso, was uns wichtig ist. Oder, was wir lange Zeit übersehen haben. Die Frage nach den Gründen der Liebe kann Dankbarkeit und Zufriedenheit schaffen. Oder aber Klarheit bringen, wenn wir anhaltend unzufrieden und unglücklich sind.
Wertschätzung ist wichtig – nicht nur am Anfang
Beziehungen sind ein Geben und Nehmen. Gibt ein Partner, ohne zu bekommen, wird das Verhältnis einseitig und ungesund. Leider tritt dieser Fall nur allzu oft ein. Sich wahrgenommen und wertgeschätzt zu fühlen, ist dabei ebenso wichtig wie den anderen wertzuschätzen.
Fehlt die Balance, ist ein offenes Gespräch der erste Schritt in die richtige Richtung. Nur Vorwürfe sollten dabei nicht fallen, denn diese führen zu Gegenwehr und nicht zu Lösungen.
Anerkennung, liebevolle Worte, kleine Aufmerksamkeiten, zarte Berührungen und Überraschungen wie in den ersten Tagen der Beziehung schleichen sich aus und sind doch essenziell. Vom Zubereiten des Lieblingsgerichts bis zur aufmunternden Nachricht an einem anstrengenden Tag gibt es unzählige einfache Möglichkeiten, Zuneigung zu zeigen und diesen Part der Beziehung nicht einschlafen zu lassen.
Danke für die Gesten zu sagen, gehört zu der Anerkennung. Wer nicht zulässt, dass der andere oder er selbst zur Selbstverständlichkeit wird, schützt Selbstwertgefühl und Partnerschaft.
Erinnerungen schaffen – ein Polster aufbauen
Eine negative Erfahrung mit dem Partner wird erst durch fünf positive Erfahrungen auch nur im Ansatz ausgeglichen. Die Rede ist dabei nicht von handfesten Streitigkeiten, die sich über Tage oder Wochen erstrecken. Auch nicht von Drohungen oder Beleidigungen, die eine Partnerschaft in den Grundfesten erschüttern. Ein unbedachtes Wort, fehlende Aufmerksamkeit oder Stress reichen bereits, um eine Kerbe zu erzeugen und Zweifel aufkommen zu lassen. Fünf positive Erlebnisse erhalten die Balance.
Um dieses Gleichgewicht herzustellen, ist das fortlaufende Schaffen schöner Erinnerungen unerlässlich. Wenn sich Partner gegenseitig bewusst gut tun wollen und dafür gelegentlich ein klein wenig Aufwand betreiben oder eine Tradition schaffen, die Vorfreude erzeugt, bauen sie gemeinsam ein belastbares Fundament.
Freiraum geben
In den ersten Wochen und Monaten der Verliebtheit möchten Menschen ineinander aufgehen, jede Sekunde miteinander verbringen. Die Sehnsucht nacheinander ist selbst bei kleinen Abschieden groß. Damit eine Partnerschaft längere Zeit Bestand haben kann, darf dieser Zustand nicht zu lange anhalten. Denn er bedeutet auch, dass Freundschaften, Beziehungen außerhalb der Beziehung und die eigenen Interessen vernachlässigt werden.
Gibt es kein Leben außer der Liebe, entstehen neben einer Übersättigung auch Langeweile und Frust. Das Gefühl des Erstickens kann aufkommen.
Noch schlimmer ist dieses, wenn Freiräume nicht aus Liebe und der Sehnsucht nach Zweisamkeit wegfallen, sondern aus Eifersucht und dem Drang, den anderen zu beherrschen.
Ohne sie, ohne eigene Leidenschaften und Unternehmungen, Freundschafen und individuelle Ziele, verkümmern Glück, Zufriedenheit und wirkliche Liebe. Geben sich Partner gegenseitig Freiraum, motivieren und fördern Weiterentwicklung, erhält die Zeit zu zweit einen höheren Wert. Der Austausch schläft nicht ein, denn Projekte, Erlebnisse und Ausflüge allein sorgen für Gesprächsstoff. Sie zeigen uns über Jahre hinweg neue Seiten an dem Menschen an unserer Seite und an uns selbst auf.
Entwicklungen akzeptieren
Ein Blick zurück in die eigene Vergangenheit zeigt: Du bist nicht der gleiche Mensch, der du vor 5, 10 oder 20 Jahren warst. Mit jedem Tag sammelt jeder von uns neue Erfahrungen und Erkenntnisse. Wir gewinnen tiefere Einblicke, ändern unser Meinung verabschieden uns von alten Vorstellungen und gewinnen neue Ziele.
Die Kunst besteht zum einen daraus, uns dabei treu, ohne stecken zu bleiben. Zum anderen besteht sie daraus, Entwicklungen bei unserem Partner und in unserer Partnerschaft zu akzeptieren. Zusammen durch dick und dünn zu gehen, bezieht sich nicht allein auf äußere Einflüsse. Es bedeutet ebenso, miteinander zu wachsen und sich dabei nicht voneinander zu entfernen.
Nicht zuletzt bedeuten Freiräume und Entwicklung auch, individuelle Lösungen für individuelle Probleme zu finden.
Warum nicht getrennte Wohnungen oder Betten, wenn das Bedürfnis nach Freiraum und die ständige Zweisamkeit miteinander kollidieren? Oder der getrennte Urlaub, wenn eine Pause gerade die beste Wahl ist? Wieso kein Male Escort, um Abwechslung in die Beziehung und ins Boudoir zu bringen oder einen sicheren Flirt zu ermöglichen.
Langfristig glückliche Partner sind dazu bereit, neue Wege zu gehen und stellen ihre Beziehung über Gewohnheiten und festgefahrene Ansichten. Sie finden zusammen einen Weg, selbst wenn dieser nach außen ungewöhnlich erscheint.
Tust du mir gut? Tu ich dir gut?
Zwei so simpel erscheinende Fragen und doch sind die Antworten darauf geladen. Menschen in glücklichen Beziehungen sind füreinander da. Sie halten sich den Rücken frei und wollen das Beste füreinander. Trotz Krisen, Streitigkeiten und schwierigen Phasen ist die Partnerschaft eine Bereicherung für beide. Sie tun sich gut.
Ist das nicht (mehr) der Fall, wächst die Unzufriedenheit. In eben dieser verharren viele Menschen oftmals deutlich zu lang. Sie hoffen darauf, dass sich auf magische Weise etwas ändert. Oder das eine Date-Night das Ruder rumreißt. Im anderen Extrem denken viele sofort an Trennung, wenn nicht mehr alles automatisch läuft und sie auf Wolken schweben. Keiner dieser Wege führt zum Erfolg.
Partner auf Augenhöhe hinterfragen die Situation und sich selbst, erkennen Probleme und arbeiten daran. Sie harren nicht in Unzufriedenheit aus und geben nicht sofort auf. Aktiv und zusammen lautet die Devise, die langfristig glückliche Menschen nicht aus den Augen verlieren.
Sie bleiben nicht aus Angst vor dem Alleinsein zusammen oder erkennen an, dass sie als Single glücklich(er) sind.
Autorin Jessika Mueller