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Trennen oder zusammenbleiben?

 

Warum es kein Entweder-oder sein muss

Zeiten ändern sich und damit auch die Ansprüche an und Belastungen von Beziehungen. Zwischen aufgelösten Rollenbildern, geringerer Abhängigkeit, dem Versuch der Gleichberechtigung und Mobilität kristallisiert sich allerdings eines immer wieder heraus: Die größte Hürde für langfristig glückliche Beziehungen sind nicht etwa moderne Herausforderungen. Auch der Wandel der Zeit spielt eine überraschend geringe Rolle.

Es sind alte Zwänge und Regeln und das unnötige Festhalten daran, das den größten Stolperstein darstellt. Wirklich glücklich, zufrieden und miteinander verbunden gehen nur die Paare über sie hinweg, die ihren individuellen Weg finden.

Das macht man so, weil man das so macht

Hochzeit, Haus, Kinder: Trotz aller Emanzipation, Aufklärung und immer mehr Freiheiten ist diese Reihenfolge für viele noch das angestrebte Ziel. Ring am Finger, Braten im Ofen, Baum pflanzen. Nach den 2,5 Kindern folgen Katze oder Hund, um als fellige Verstärkung das Foto der Bilderbuchfamilie abzurunden.

Und warum? Weil man das so macht.

Die wenigsten fragen sich, ob sie das überhaupt so richtig wirklich wollen. Gerade diese fehlende Reflektion ist es, die bei vielen zum bösen Erwachen führt. Für gewöhnlich nach dem Kredit, der einen Arm, ein Bein und 20 Jahre kostet. Und nach den Kindern, die so manche Beziehung auf die Probe stellen. Oder zerbrechen lassen. Dabei liegt es weder an der Immobilie, die einen hohen Wert mit sich bringt. Noch an dem Nachwuchs, der nicht immer der Quell purer Freude, aber dennoch eine Bereicherung ist.

Das Problem sind die vermeintlichen Zwänge, die wir uns auferlegen und auferlegen lassen. Eine Beziehung muss Schema F folgen, sonst ist sie nichts wert.

 

Wann zieht ihr zusammen?

Wann heiratet ihr?

Langsam müsst ihr euch aber ranhalten mit den Kindern!

 

Als ob es nur einen Lebensentwurf geben kann, wird diese Erwartungshaltung an die feste Laufbahn von Paaren noch immer postuliert und perpetuiert.

Nur eine Frage wird nie gestellt:

Seid ihr glücklich?

 

Was lange währt, ist nicht immer glücklich

Johann und Andrea sind seit 35 Jahren verheiratet. Ist das nicht beeindruckend?! Thomas und Maren sind so jung und schon 20 Jahre zusammen! Ganz zu schweigen von Jolie und Siddiq!

Bjarne und Raffi hingegen… die wohnen ja nicht einmal zusammen.

 

Wenn andere Menschen Beziehungen bewerten, spielen Dauer und Fassade immense Rollen. Dass Johann und Andrea mindestens wöchentlich streiten, seit 30 Jahren unglücklich sind und sich zu alt finden, um neu anzufangen, das erscheint schon fast normal. Dass Thomas seit 18 Jahren jedem nach dem fünften Bier erzählt, aus welchem Grund er „lange arbeitet“? Geschenkt! Dass Siddiq seit Jahren gehen will und dann doch immer wieder wegen der Kinder bleibt? Nun ja, er hat eben seine schwachen Momente.

Unglückliche Beziehungen werden so oft schöngeredet und das „Aushalten“ hervorgehoben, dass viele etwas vergessen. Etwas Bedeutendes. In einer Partnerschaft auszuharren, die weder den einen noch den anderen glücklich macht, wird am Ende nicht mit einem Pokal belohnt. Nur mit verschwendeter Lebenszeit. Es gibt keinen Preis für die, die am widerstandsfähigsten nebeneinanderher leben. Es gibt nur Unzufriedenheit auf allen Seiten und verschwendete Chancen, glücklich zu werden.

Eine unzufriedene oder gar lieblose Partnerschaft nicht (rechtzeitig) verlassen zu haben, wird von Menschen sogar bis zum Tod bereut.

Warum gehen also so viele nicht?

Moment. So viele gehen nicht? Gibt es nicht reichlich Scheidungen? Ja, die gibt es. Meist sind es die Mutigen, die sich ihre Fehler eingestehen. Sie werten Glück und Fairness höher als Scheidungskosten und falsch verstandenes Pflichtgefühl. Sie lassen sich nicht von der Angst vor dem Alleinsein lähmen. Doch längst nicht alle wagen den Schritt von ihrer Entscheidung für die traditionelle Ehe weg.

Absurderweise sind es oftmals genau diese Menschen, die am lautesten für Hochzeit, Haus und Kinder plädieren. Ohne sich selbst in dem Konstrukt wohlzufühlen.

Individualität und Reflektion sind keine Rebellion

„Für mich funktioniert das nicht (mehr).“

Diesen Satz laut auszusprechen, erfordert Überwindung. Geht er doch potenziell mit dem Ende einer Beziehung einher oder schließt von vornherein klassische Formen aus. Dabei ist er ehrlich, eine Chance und sollte viel öfter fallen, bevor es zu spät ist.

Wer seinen Partner zumindest irgendwann einmal wirklich schätzte, liebte und Vertrauen hatte, scheut nicht vor gemeinsamer Arbeit und vor Änderungen zurück. Vielleicht ist es besser, getrennte Wohnungen zu haben und sich aufeinander zu freuen. Anstatt sich im Alltag gegenseitig zu nerven. Vielleicht ermöglicht die Fernbeziehung es, Lebensträume zu erfüllen und die Beziehung zu genießen. Nur eben nicht in der gleichen Stadt.

Die Liebe und Verbundenheit könnten so oft siegen. Wären da nicht die Vorbehalte, die Vorurteile anderer und die Abwertung. Sie sollten nicht schwerer wiegen als das eigene Glück. Dennoch holt der Gruppenzwang so manchen ein.

(Gemeinsam) glücklich zu werden bedeutet nicht, die eigene Partnerschaft in eine Form zu pressen oder den geliebten Menschen an der eigenen Seite von der Weiterentwicklung abzuhalten. Im Gegenteil. Es bedeutet loslassen oder Lösungen finden. Diese Lösungen sind so individuell und vielseitig wie Menschen selbst. Die Meinungen anderer sollten dabei keine Auswirkung haben oder das Abweichen von der klassischen Linie als Rebellion betrachtet werden.

Es muss nicht immer die Trennung sein

Liebe ist nicht immer genug. Er will Kinder, sie nicht. Sie ist zutiefst religiös, er lehnt Religionen ab. Stehen sich extreme Gegensätze auf grundlegender Ebene entgegen, gibt es dafür keine passenden Kompromisse. Doch häufig gibt es für typische Probleme Lösungen, die keine Beziehungskiller sein müssen und zumindest einen Versuch wert sind.

Der erste Schritt in diese Richtung ist es, auf sich selbst und auf den Partner, aber nicht auf die vermeintlichen Richtlinien zu hören.

Warum sollten Paare zusammenleben? Freiraum und Zeit für sich selbst zu haben, kann Beziehungen entspannen und die gemeinsame Zeit wertvoller werden lassen.

100 Prozent der Zeit miteinander zu verbringen und dabei vielleicht 10 Prozent der Aufmerksamkeit zu bekommen, ist auf Dauer zermürbend. Für 10 Prozent der Zeit 100ige Aufmerksamkeit zu haben, ist hingegen wohltuend.

Anstatt sich direkt zu trennen, weil der traditionelle Weg gescheitert ist, warum nicht einen neuen Weg versuchen? Sei es die Fernbeziehung, das Öffnen der Partnerschaft, getrennte Urlaube und Betten, Abenteuer allein erleben, mit einem Male Escort für frischen Wind sorgen oder die Zweisamkeit auf ein Wochenende pro Monat begrenzen. Individuelle Beziehungsentwürfe und stetige Entwicklung sind die Alternative zur Trennung und zu einer unglücklichen Beziehung.

Entscheidend ist, dass sich beide darauf einlassen. Aufeinander. Nicht auf die alten Vorstellungen und nicht auf die Ansichten anderer.

Mit Reflektion, Offenheit, Kommunikation und nicht zuletzt Vertrauen lässt sich vieles erreichen, was andere für unmöglich halten.

 

Autorin Jessika Mueller

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