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Meine Frau bucht Begleitherren und ich finde das gut
Es sind bei Weitem nicht nur Singles, die Begleitherren für die Wunscherfüllung buchen und sich Zweisamkeit auf Zeit gönnen. Auch Frauen in glücklichen Partnerschaften profitieren davon. Ebenso wie ihre Männer. Dafür muss es weder zum Fremdgehen kommen noch eine offene Beziehung bestehen. Die Möglichkeiten sind deutlich vielseitiger, wie das Interview mit einem glücklich verheirateten Mann beweist.
Ein Interview der besonderen Art
Thomas ist ein souveräner, selbstsicherer und überraschend charmanter Bänker mit einem verschmitzten Lächeln. Er ist seit 20 Jahren liiert, seit 18 Jahren glücklich verheiratet, seit 11 Jahren Vater. Während der Älteste gerade in der Vorpubertät steckt, steckt der Jüngste noch in Windeln. Seine knapp bemessene Freizeit investiert er bei diesem Treffen allerdings weder in Karriere noch Frau und Kinder, sondern in ein Thema, das ihm am Herzen liegt: die Vielfalt der Partnerschaft.
Denn Thomas hat vor Kurzem eine ungewöhnliche Lösung zu einem weitverbreiteten Problem gefunden.
Liebe und Realität
18 Jahre glücklich verheiratet, das schafft nicht jeder. Wie fing das bei euch an?
„Eigentlich könnte man das als Drehbuch für eine romantische Komödie verkaufen.“, lacht er und seine Augen glitzern.
„Es begann mit einem Turnier. Gemischte Mannschaften. Sie war eine der Gegner und wir beide verbittert auf den Sieg aus. Sie hat mich auf den ersten Blick beeindruckt. Das hat sich bis heute nicht geändert. Direkt nach dem letzten Spiel kamen wir ins Gespräch. Aus dem Gespräch wurde ein Flirt. Blöderweise wohnten wir zu dem Zeitpunkt über 1.000 Kilometer voneinander entfernt und verständigten uns mit fetzenhaftem Englisch, Händen und Füßen. Dazu noch ein Altersunterschied von 12 Jahren. Nicht die besten Voraussetzungen.“
Es war also Liebe auf den ersten Blick unter widrigen Umständen?
„So könnte man das sagen. Ich war fasziniert, aber realistisch. Das wird nichts, dachte ich mir.“
Und jetzt seid ihr trotz allem 20 Jahre Beziehung und drei Kinder später…
„Dabei haben wir nicht einmal Nummern getauscht! Für uns war klar, dass es zwar ein schönes Treffen, aber eben auch nur ein zufälliges und einmaliges Treffen ist. Die Realität sprach dagegen, dass aus uns ein Paar wird. Zwei Wochen danach konnte ich sie einfach immer noch nicht vergessen und habe Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um ihre Nummer zu bekommen. Aber sie hatte die gleiche Idee und kam mir zuvor.“
Die Umstände blieben widrig?
„Das haben wir schnell geändert. Nach einem halben Jahr Fernbeziehung war klar, dass wir mehr Nähe wollen. Also zog ich um. Kurz darauf zogen wir zusammen, verlobten uns und hatten eine große Traumhochzeit.“
Wie kamt ihr von diesen romantischen Anfängen dazu, Begleitherren zu buchen?
„In einem Wort: Alltag. Wir haben von Beginn an gerne viel Zeit miteinander verbracht, aber auch großen Wert auf berufliche Erfüllung gelegt. Als Paar funktionierte das wunderbar für uns. Als Eltern von drei Kindern verschieben sich die Prioritäten natürlich. Aber die Bedürfnisse nach Anerkennung, Abwechslung, Unternehmungen für Erwachsene und Themen fernab vom Nachwuchs – die bleiben. Während nicht nur die Zeit dafür mehr als knapp ist.“
Das klingt eher nach einem Fall für einen Babysitter.
„Ja, und das haben wir auch probiert. Fakt ist aber, dass sich die Gespräche dann doch früher oder später um unsere Kinder drehen. Oft haben wir auch gar nicht die Kraft, den anderen so anzuerkennen und aufzubauen oder auch nur abzulenken, wie es gerade nötig wäre. Aus dem Alltag auszubrechen und Kraft zu tanken, funktioniert auf diese Weise nicht immer.“
Die Standard-Tipps in diesen Situationen sind Hobbys, Mädels-Abende, Spa-Tag. Wie seid ihr auf Male Escorts gekommen?
„Wir haben gemerkt, dass wir uns lieben, aber auch gestresster und unzufrieden werden. Meine Frau wünscht sich den Abend im Gourmet-Restaurant oder bei einem Konzert. Sie wünscht sich Flirt, tiefgründige Gespräche oder Tanzen. Ich hab dafür einfach nicht immer die Kraft oder die Lust. Hobbys erkennen dich nicht an. Frauenabende bringen keinen Flirt mit sich. Spa-Tage begleiten dich nicht zum Tanzen. Ein Escort macht aber genau das. Und zwar sicher, vorher abgesprochen und vertrauenswürdig.“
Also dachtet ihr euch: Begleitherren sind die perfekte Lösung und hattet keinerlei Bedenken?
„Oh, nein. Bedenken gab es reichlich! Was sagt das über unsere Beziehung aus? Was sagt das über mich aus, wenn ich meiner Frau nicht genug bin? Wenn ich das nicht schaffe, ihre Bedürfnisse zu befriedigen? Wir haben lange darüber gesprochen, das Für und Wider abgewogen und es dann auf einen Versuch ankommen lassen.“
Begleitherr, Monogamie und Treue – wie passt das zueinander?
„Überraschend gut! Eine offene Beziehung wollen wir beide nicht. Emotionale und sexuelle Treue bewahren wir uns weiterhin. Da setzen wir die Grenze. Meine Frau zieht nicht los und sucht sich einen Liebhaber oder wird beim Mädels-Abend an der Bar angemacht. Sie hat schlicht einen Begleiter, bei und mit dem vorher genau abgesprochen wird, was erwünscht ist, was unerwünscht ist und wie weit gegangen wird. Das gibt allen Seiten Sicherheit und bedroht unsere Ehe nicht, sondern bereichert sie. Ihre Bedürfnisse werden befriedigt, ohne, dass ich mich zu etwas zwingen muss. Wir beide können Kraft tanken und sind dadurch entspannter. Denn während meine Frau sich wieder als begehrenswerte Frau und nicht als Mutter fühlt, kann ich frei von Druck ausspannen – mit oder ohne Babysitter. Unsere Zeit zu zweit ist dadurch gleich aus mehreren Gründen glücklicher.“
Inwiefern machen euch Escorts glücklicher?
„Immer und in jedem Moment alles füreinander sein zu können, ist eine utopische Vorstellung. Sie ist die Frau, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen möchte. Ich möchte sie glücklich und ausgeglichen sehen. Dafür ist eben manchmal mehr nötig als meine geteilte Aufmerksamkeit zwischen Beruf, Alltagsverpflichtungen und den Herausforderungen, die Kinder unweigerlich mit sich bringen. Uns auf Escorts zu einigen und gemeinsam Grenzen zu setzen, sehe ich als gegenseitigen Respekt. Bedürfnisse werden erfüllt – ganz ohne Fremdgehen.“
Wie bereichern euch Begleitherren noch?
„Appetit kann frau sich holen, aber gegessen wird zu Hause! Das Sprichwort trifft es. Ob es Komplimente sind, die mir meine Frau nicht glaubt – ich bin ihr Mann, ich muss das sagen – oder die Leichtigkeit eines Flirts. Sei es der Reiz des Neuen oder die Auszeit vom Alltag: Wir gönnen uns damit gegenseitig eine Erleichterung und Bereicherung, die die Lust aufeinander erhöht.“
Was sagen andere zu eurer Vereinbarung und dazu, dass deine Frau sich mit anderen Männern trifft?
„In der Gemeindezeitung wurde es noch nicht besprochen.“, lacht Thomas. „Im Ernst, wir gehen unter guten und engen Freunden offen damit um. Es ist ein wertvoller Tipp und ein Thema in unserem Leben. Gleichzeitig ist es unsere Privatsphäre. Dadurch kann niemand etwas dazu sagen, den wir nicht einweihen.“
Was möchtest du anderen Männern, Frauen und Paaren zum Thema Begleitherren mitgeben?
„Probieren geht über Studieren? Mir war anfangs mulmig. Ich hab mich ein klein wenig als Versager gefühlt. Vielleicht auch mehr als ein klein wenig. Für meine Frau und mich passt es aber, weil unsere Bedürfnisse nicht auf der Strecke bleiben. Im Gegenteil, es nimmt uns beiden Druck ab. Mein Ego hat zu Beginn gehadert. Aber da kommen die gemeinsamen Regeln und Grenzen ins Spiel. Die Offenheit miteinander. Wir müssen uns endlich davon verabschieden, dass ein Mensch immer alles für uns sein kann und muss. Denn egal, wie sehr wir uns anstrengen oder Bedürfnisse unterdrücken – auf Dauer funktioniert diese Vorstellung nicht. Selbst mit unserem Traumpartner.“
Lesen Sie hier die Gegenseite: Ich bin glücklich verheiratet und buche doch Begleitherren
Autorin Jessika Mueller